Bravouröse Aufholjagd im Marathon

Ironman Hawaii: Andreas Raelert wird Vizeweltmeister

Vierter Podiumsplatz beim vierten Start in Kailua-Kona – Michael Raelert finisht sein Debüt trotz Problemen

Kailua-Kona. Andreas Raelert hat beim Ironman Hawaii die Vizeweltmeisterschaft gewonnen. Nach 8:23:40 Stunden lief der 36 Jahre alte Rostocker auf dem Alii Drive in Kailua-Kona hinter dem Australier Pete Jacobs ins Ziel. „Ich habe heute nicht den ersten Platz verloren, sondern den zweiten Platz gewonnen“, erklärte Andreas Raelert nach dem Rennen über 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen, bei dem sein Bruder Michael den 31. Rang belegte. „Ich hatte heute nicht den besten Start in das Rennen, denn nach dem Schwimmen hatte ich vier Minuten Rückstand“, blickte Andreas Raelert nach dem Wettkampf zurück, „diesen Rückstand musste ich erst einmal aufholen im Marathon.“

Kurz nach dem Rennstart setzte sich beim Schwimmen in der Bucht von Kailua-Kona der US-Amerikaner Andy Potts gemeinsam mit dem Esten Marko Albert ab. Während Michael Raelert in die Favoritengruppe hinter Potts und Albert schwimmen konnte, fand Andreas Raelert nicht zu seinem gewohnten Schwimmrhythmus. „Ich konnte nicht so ein hohes Tempo anschlagen, wie ich es mir vorgenommen hatte“, sagte der Mitfavorit, der dadurch früh an Boden verlor. Während Michael Raelert nach 51:37 Minuten in der hochkarätigen Verfolgergruppe hinter dem schnellsten Schwimmer Andy Potts (50:32 Minuten) lag, kam Andreas Raelert nach 55:17 Minuten aus dem Wasser. Er lag damit auf Rang 32 und weit hinter der Spitze. „Ich war am Ende überrascht, dass ich noch Zweiter werden konnte“, sagte Andreas Raelert mit Blick auf den Rückstand nach der ersten Disziplin.

Mit einer guten Leistung auf dem Rad konnte sich Andreas Raelert in das Rennen zurückkämpfen, jedoch forcierten an der Spitze des Feldes zunächst Titelverteidiger Craig Alexander (Australien) und bald Sebastian Kienle sowie Marino Vanhoenacker (Belgien) das Tempo. Gerade Marino Vanhoenacker wählte eine offensive Taktik und erreichte mit großem Vorsprung die zweite Wechselzone. Andreas Raelert fuhr die 180 Kilometer durch die Lavawüste bei extremen Windbedingungen in 4:36:34 Stunden, startete jedoch mit einem Rückstand von 14:17 Minuten auf Marino Vanhoenacker von Position elf aus in den Marathon. Bis zur Hälfte des Rennens kämpfte sich der Rostocker bereits auf Platz sechs vor. Im schwierigen Streckenabschnitt des Natural Energy Lab – in dem Marino Vanhoenacker in Führung liegend aufgeben musste – machte der Inhaber der Weltbestzeit auf der Ironman-Distanz anschließend viel Boden gut. Pete Jacobs lag nach dem Ausstieg von Marino Vanhoenacker in Führung – vor Andreas Raelert, der die beiden Deutschen Sebastian Kienle und Faris Al-Sultan sowie den Belgier Frederik van Lierde überholt hatte. „Als ich aus dem Energy Lab kam und gehört habe, dass ich knapp fünf Minuten zurück bin, habe ich gedacht, dass es noch klappen kann, weil ich mich sehr gut gefühlt habe.“ Andreas Raelert verkürzte den Rückstand weiter, aber bei Kilometer 35 schwanden seine Kräfte. Pete Jacobs gewann in 8:18:37 Stunden, Andreas Raelert setzte sich mit dem zweitbesten Marathon des Felds (2:47:24 Stunden) im Kampf um Rang zwei gegen Frederik van Lierde durch, der noch einmal stark aufkam. „Der zweite Platz ist ein großer Erfolg“, sagte Andreas Raelert, „für den Ironman Hawaii habe ich das ganze Jahr gearbeitet.“

Michael Raelert war mit seinem Debüt auf Hawaii nicht zufrieden. „Ich bin mit sehr hohen Erwartungen in das Rennen gestartet und enttäuscht von mir.“ Beim Schwimmen gehörte der 32-Jährige zur Favoritengruppe, aber auf dem Rad verlor er nach etwa der Hälfte der Strecke den Anschluss an die Spitze und fiel deutlich zurück. „Meine Akkus waren leer“, erklärte der zweifache Weltmeister auf der Ironman-70.3-Distanz, der nach 5:14:41 Stunden vom Rad stieg. Den Marathon lief Michael Raelert in 3:11:20 Stunden und in 9:22:20 Stunden auf dem Alii Drive ins Ziel. „Ich bin enttäuscht, aber ich wollte den Ironman Hawaii wenigstens zu Ende bringen.“