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Fast vier Kilometer schwimmen, 180 Kilometer Fahrrad fahren, 42 Kilometer laufen - und das alles direkt nacheinander? Kein Problem für die Triathleten Andreas und Michael Raelert aus Rostock. Vor wenigen Wochen erkämpfte Andreas sich den zweiten Platz beim Ironman auf Hawaii, dem schwersten Triathlon der Welt. Sein Bruder Michael erreichte bei seinem ersten Start dort Platz 31.


Schwerkranke Kinder? Zusehen müssen, wie es ihnen schlechter geht? Nicht helfen können? Verzweifelte Eltern erleben? Das hingegen ist ein großes Problem für die beiden Weltklasse-Sportler. Deshalb haben sie beschlossen, etwas zu tun: Sie sammeln Spenden für das "Mike Möwenherz"-Projekt. 


Beruf: Hochleistungssportler
Andreas Raelert bestritt 1993 seinen ersten Triathlon - in seiner Heimatstadt Rostock. Bis 2008 war er Mitglied der Nationalmannschaft, nahm 2000 und 2004 an den Olympischen Spielen teil. Inzwischen startet er nur noch auf der Ironman-Distanz. Sein vier Jahre jüngerer Bruder Michael wohnt in Berlin und pendelt zwischen beiden Städten. Er startet auf der Mitteldistanz, die halb so lang ist wie der Ironman. Sein Coach ist Andreas, der auch sich selbst trainiert - jeden Tag, abgesehen von den 14 Tagen Urlaub am Ende des Wettkampfjahres. 20 bis 50 Stunden kommen pro Woche zusammen. "Es ist eine Passion, die ich zum Beruf machen konnte - die Erfüllung eines Lebenstraums", sagt der 36-Jährige. "Das werde ich noch die nächsten vier, fünf Jahre machen, mein Bruder kann noch etwas länger im Hochleistungssport dabei sein.
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Die Raelert-Brüder gehören zur Weltspitze im Triathlon. Wenn man Erfolg hat, erfährt man viel Gutes, sagen sie, und wollen davon ein Stück zurückgeben. Dazu kommt, dass in ihrem Freundeskreis eine Mutter ihr Kind verlor. "Da realisiert man erstmal, wie gut es einem geht. Unsere kleinen Alltagsprobleme sind Nichtigkeiten im Vergleich zu dem, was solche Familien aushalten müssen", sagt Andreas heute. Auf der Krebsstation der Rostocker Kinderklinik trafen die Brüder schwerkranke Kinder. "Das sind Eindrücke, die einen nicht mehr loslassen - das prägt.
Spenden durch Sport
Gerade sind die beiden Athleten Botschafter der Schweizer Organisation "Help for Hope", die Hilfsprojekte für Kinder in aller Welt realisiert, geworden. Und von dort kam auch die Frage, ob die Raelerts von einem Projekt in ihrem eigenen Umfeld wüssten, das Unterstützung gebrauchen könnte. So entstand die Idee, "Mike Möwenherz" zu helfen. Eine erste Summe kam zusammen, als Michael Raelert im Sommer auf der Ironman-Distanz in Regensburg antrat und auf Anhieb Zweiter wurde. Schon vor dem Rennen hatte er entschieden, pro Rennkilometer 50 Dollar zu spenden. Dem Projekt zu helfen, bedeutet aber auch, viele unerwartete Hürden zu nehmen.


"Im Sport ist es einfach: Man möchte ein bestimmtes Ziel erreichen, eine Strecke, eine Zeit, eine Platzierung - dann hat man sein Erfolgserlebnis", findet Andreas. "Bei so einem Hilfsprojekt dauert es viel länger, bis man Ergebnisse sieht. Es ist viel komplexer, als wir dachten." Die Sportler wollen mit ihrem Engagement zum einen auf das Thema Häusliche Palliativversorgung für Kinder aufmerksam machen, zum anderen Spenden sammeln. Dafür geben sie eigenes Geld, gehen aber auch mit Aktionen an die Öffentlichkeit. Sie haben ein T-Shirt mit eigenem Logo entworfen, von dem es nur 100 Exemplare zu je 25 Euro gibt. Das Geld aus dem Verkauf geht komplett an "Mike Möwenherz".


"Außerdem haben wir im November bei einer Triathlon-Gala Geld gesammelt, und auch in unserem direkten Umfeld finden wir immer mehr Unterstützer - das begeistert uns besonders", sagt Andreas. Bisher ist schon ein fünfstelliger Betrag zusammengekommen.


Andreas und Michael Raelert sind ungefähr 300 Tage im Jahr unterwegs. Aber wenn sie in Rostock Zeit haben, besuchen sie Dr. Carl Friedrich Classen und seine kleinen Patienten auf der Kinderkrebsstation.

"Viele Menschen dort verfolgen das gleiche Ziel, doch der Weg ist kompliziert. Wir haben aber den Eindruck, dass es für das Projekt in den letzten Monaten deutlich vorangegangen ist."
Quelle: NNN- Norddeutsche Neueste Nachrichten (http://www.nnn.de/nachrichten/home/top-thema/artikel/schwerer-als-ein-triathlon.html)