Auf dem Weg nach Kona: Die beiden Ironman-Wettkämpfe in Regensburg und Frankfurt liegen hinter den Raelert-Brothers – und sie haben zwei Europameister-Titel auf der Mitteldistanz im Gepäck für das große Ziel auf Big Island. Andy und Micha sind im Training für den Ironman Hawaii am 13. Oktober. Wir erzählen im aktuellen Raelert-Brothers.com-Interview, wie es im Moment auf der „Road to Kona“ aussieht:
 Andy und Micha – einige große Rennen dieser Saison liegen bereits hinter euch. Welches Zwischenfazit könnt Ihr ziehen?
 Andy: In erster Linie sind wir sehr froh darüber, dass wir beide so gut in die Saison starten konnten. Frankfurt war für mich natürlich nicht perfekt durch den Radsturz. Ich bin auf der nassen Fahrbahn in einer Kurve weggerutscht, das war Pech, aber letztlich meine Schuld. Ich habe mir bei dem Sturz eine leichte Gehirnerschütterung, Prellungen und Schürfwunden zugezogen – deshalb bin ich dankbar dafür, dass ich noch den vierten Platz erreichen konnte. Einen nahezu perfekten Tag hatte ich dagegen bei der Challenge Kraichgau. Auch gleich bei meinem Einstieg in die Saison konnte ich Zweiter beim Ironman 70.3 in St. Pölten werden hinter dem tschechischen Weltklasseathleten Filip Ospaly. Das war ein richtig guter Auftakt, denn man konnte gleich sehen, was noch der Verbesserung bedarf und an welchen Stellschrauben man drehen muss, um weiter zu kommen.
 Micha: Mein erster Ironman in Regensburg war ein Erlebnis, das ich sicher nie vergessen werde. Ich konnte den zweiten Platz belegen und vor allem auch als Botschafter für das Projekt Mike Möwenherz und für Help-for-Hope werben. Das macht mich stolz. Für mich ging die Saison nicht perfekt los, denn bei meinem ersten Rennen, dem Ironman 70.3 Texas, war ich stark erkältet. Ich habe mich ziemlich durchgequält und bin Vierter geworden – und ehrlich gesagt, damit war ich nicht wirklich zufrieden. Dann hat mir Andy beim Thomas Cook Ironman 70.3 in Alcudia den Vortritt gelassen, obwohl er Titelverteidiger war. Ich habe ihn hoffentlich würdig vertreten und das Rennen gewonnen. Allerdings habe ich gerade beim Laufen auf Mallorca noch ein paar kleinere Defizite gesehen. Danach kam der Powerbar Ironman 70.3 in Rapperswil, den ich gewinnen konnte.
Micha, der Powerbar Ironman 70.3 in Rapperswil war ein nahezu perfektes Rennen von dir?
 Micha: Das stimmt, in Rapperswil ging es wirklich gut voran – gerade das Schwimmen und Radfahren haben richtig gut geklappt. Und ich bin den Halbmarathon in 1:12:03 Stunden gelaufen und konnte meinen eigenen Streckenrekord aus dem Jahr 2010 verbessern. So ein Rennen gibt einem richtig viel Auftrieb.
Wie blickst du sportlich gesehen auf den Ironman Regensburg zurück?
Micha: Das Rennen war vor allem hart, mental war ich nach dem Zieleinlauf ganz schön kaputt. Es ist kaum vorstellbar, durch welche Tiefen man im Ironman gehen muss, bis man endlich im Ziel ist. Es war ein wahnsinniges Erlebnis, der Zieleinlauf war ein irrer Moment, den man sicher nie vergisst. Nach einem so langen Tag im Ziel zu sein, ist ein wahnsinniges Gefühl. Auf dem Rad hatte ich nach 160 Kilometern einen ziemlichen Einbruch – und da fragt man sich dann schon, wie man noch ordentlich das Ziel erreichen soll. Für mich war es ein Testrennen, ein Wettkampf, bei dem es für mich nicht darum ging, zu gewinnen. Das Projekt Mike Möwenherz stand im Vordergrund – für jeden der 226 Rennkilometer spenden wir 50 Dollar an schwer kranke Kinder, die noch viel mehr kämpfen als Andy und ich im Wettkampf. Deshalb bin ich mit dem Rennen auch sehr zufrieden. Ich war sehr nervös vorher und bin glücklich, dass ich das Ziel so gut erreicht habe.
Andy, wie bewertest du Michas Debüt auf der Langdistanz?
Andy: Micha hat alles richtig gemacht – er sollte ja in Regensburg ausprobieren, wie sich ein Ironman anfühlt. Er sollte diese wichtige Erfahrung sammeln. Und das hat er wunderbar gemacht. Er war richtig stark, und ich bin stolz, dass er so ein guter Botschafter für Mike Möwenherz war. Die Zuschauer an der Strecke haben ihn angefeuert und beim Zieleinlauf gefeiert – so etwas vergisst man nicht.
Micha, bei deinem Wiedereinstieg ins Wettkampfgeschehen hast du gleich die Europameisterschaft im Ironman 70.3 in Wiesbaden gewonnen. Wieder ein perfektes Rennen?
 Micha: Es war vor allem ein richtig hartes und anstrengendes Rennen! Ich war im Ziel ziemlich kaputt. Ich wusste vor dem Start nach der langen Pause nicht so richtig, wie gut meine Form schon wieder ist. Außerdem war ich ziemlich nervös, weil das Rennen gut besetzt war, unter anderem waren ja mit Ivan Vasiliev aus Russland und mit Kris Gemmell aus NeuseeIand zwei Jungs am Start, die kurz zuvor beim Olympiarennen in London vorne gut vertreten waren. Außerdem waren weitere starke Jungs wie Filip Ospaly aus Tschechien am Start. Ich bin deshalb unheimlich glücklich, dass ich den Titel zurück in die Familie holen konnte.
Andy: Ich bin wirklich stolz auf Micha. Er hat ein starkes Rennen gezeigt und ist seiner Favoritenrolle souverän gerecht geworden. Er konnte den Titel zum zweiten Mal nach 2010 gewinnen und dabei auch noch den Streckenrekord verbessern. Es war vom Schwimmen bis hin zum Laufen eine perfekte Show von ihm.
Wie geht es jetzt für euch weiter?
Micha: Ich habe nach Regensburg etwas Pause gemacht und bin froh, dass ich jetzt wieder richtig im Wettkampfmodus bin. Der erste Höhepunkt der zweiten Saisonhälfte liegt mit Wiesbaden bereits hinter mir. Ich freue mich jetzt auf die beiden großen Highlights, die noch vor mir liegen: die Weltmeisterschaft im Ironman 70.3 in Las Vegas am 9. September und den Ironman Hawaii am 13. Oktober. Ich bin total gespannt und heiß auf diese Rennen – und ehrlich gesagt auch nervös.
Andy: Für mich steht die Vorbereitung auf Kona im Blickpunkt. Ich möchte am 13. Oktober in Bestform an den Start gehen und bereite mich deshalb sehr gezielt auf das Rennen vor. Als großen Test für Hawaii bestreite ich am 2. September die Challenge Walchsee-Kaiserwinkl. Und dann gemeinsam mit Micha als Raelert-Brothers in Kona anzutreten und um den Sieg zu kämpfen, das ist das große Ziel.